Ausbildung unter realen Verhältnissen – Atemschutzgeräteträger:innen üben im Brandcontainer

Bei einem Zimmer- bzw. Wohnungsbrand sind Temperaturen um 1000 Grad Celsius und Nullsicht durch den tödlichen Brandrauch keine Seltenheit. In den letzten Jahren sind diese Einsätze allerdings zur Seltenheit geworden. Der vorbeugende Brandschutz und die Rauchmelderpflicht in allen Bundesländern haben hier einen wichtigen Beitrag zur Prävention beziehungsweise zur Schadensregulierung geleistet. Deutlich machen das auch die Einsatzlagen der Schwerpunktfeuerwehr Uelzen. Immer öfters rücken wir zu ausgelösten Heimrauchmeldern aus, weil verunsicherte Nachbarn den Notruf alarmieren. Völlig richtig zeigt sich in den meisten dieser Fälle. Bei einer Vielzahl dieser Einsätze verhindern wir als Feuerwehr (abwehrender Brandschutz) durch schnelles und gezieltes Eingreifen ein schlimmeres Brandereignis. Mal ist es das vergessene Essen auf einem Herd oder im Backofen oder auch ein Entstehungsbrand aus unklarer Ursache. Die frühzeitige Alarmierung der Feuerwehr ist hier ein entscheidender (Zeit-)Vorteil bei einer möglicherweise notwendigen Menschenrettung oder der Brandbekämpfung und folglich auch der Schadenseingrenzung.

Atemschutztrupp bei einer Übung im März 2020

80 Prozent aller Brandopfer verbrennen nicht – sie ersticken am entstehenden giftigen Brandrauch. Bereits fünf Atemzüge von diesem Rauch können tödlich sein. Einige wenige Atemzüge reichen schon aus, um das Bewusstsein zu verlieren. Personen die dem Brandrauch ausgesetzt sind befinden sich also in akuter Lebensgefahr. Erfahrungswerte machen deutlich, dass Personen- und Sachschäden mit zunehmender Entwicklungsdauer des Brandes exponentiell zunehmen. Daher ist es essenziell wichtig, so früh wie möglich die Rettungskräfte zu alarmieren.

 

Trotz der selten gewordenen Einsätze mit tatsächlichen Vollbränden innerhalb einer Wohnung sind solche Szenarien natürlich nicht ausgeschlossen. Da diese Einsatzlagen allerdings mit einer sehr hohen Eigengefährdung und physiologischen Belastung der eingesetzten Einsatzkräfte verbunden ist, bedarf es einer regelmäßigen Ausbildung in diesem Bereich. Nur so kann ein derartiger Einsatz sicher und zielgerecht abgearbeitet werden.

Deshalb hatten kürzlich 12 Atemschutzgeräteträger:innen der Schwerpunktfeuerwehr Uelzen die Möglichkeit einen Zimmerbrand, simuliert in einem Brandcontainer, zu trainieren. Bei dichtem Rauch und Temperaturen an die 600 Grad Celsius galt es eine vermisste Person zu finden und diese im Anschluss zu retten. Erschwert wurde die Menschenrettung durch mehrere Brandstellen, die abgelöscht werden mussten, bevor man sich im Trupp weiter vorarbeiten konnte. Im Fokus der Ausbildung stand die Arbeit sowie die Kommunikation im Trupp (2 Personen), das Handling mit dem Strahlrohr und das allgemeine vorgehen in einer Brandwohnung.

Im Anschluss an einen Durchgang durch den Brandcontainer wurde das richtige Entkleiden nach solch einem Einsatz geprobt. Das ist wichtig, damit eventuelle Verunreinigungen an der Bekleidung und den Geräten (Kontamination) nicht weiter getragen wird. Die verdeckte Einsatzkleidung wird also abgelegen, in Beuteln verschlossen und der fachgerechten Reinigung zugeführt.

Nach einem sehr spannenden und aufschlussreichen Vormittag war allen Teilnehmer:innen eines klar – Solche Szenarien kann man nicht theoretisch beüben. Die praktische Ausbildung zeigt einem deutlich persönliche als auch technische Grenzen auf. Gerade für junge Einsatzkräfte mit einem frischen Atemschutzlehrgang war diese Ausbildung eine Bereicherung, welche zeitnah für weitere Geräteträger ermöglicht werden soll.


Durch den Brandrauch wird die Sicht innerhalb der Brandwohnung strak beschränkt.

Mit der Wärmebildkamera (WBK) kann man Temperaturen sichtbar machen. Hier wurde in einem Vorzimmer zum Brandherd eine Temperatur von ca. 396°C gemessen.

Die Teilnehmer:innen der Ausbildungseinheit wurden während des gesamten Durchgangs durch einen erfahrenen Ausbilder begleitet. Im Anschluss wurde gemeinsam der Ablauf besprochen und Defizite aufgearbeitet.

sm