Endlich wieder „alles wie immer!“
Lang genug haben wir uns zu unseren ohnehin vielfältigen Aufgaben, zusätzlich noch mit der Corona-Pandemie auseinandersetzen müssen, Masken- und Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen und ausgedünnte Ausbildung, moniert Reiner Seidel, Ortsbrandmeister der Schwerpunktfeuerwehr Uelzen, am Rande der 156. Jahreshauptversammlung. Endlich könne man wieder zu den vertrauten Abläufen zurückkehren und wir können wieder mit der Ausbildung am Gerät starten, berichtet er.
Und so fand auch die Versammlung erstmals nach drei Jahren wieder mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung statt. Der Martin-Waltje-Saal präsentierte sich wieder mit vollen Tischreihen und einem altbekannten, harmonischen Ambiente. Die letzten Versammlungen mussten aufgrund der Pandemie immer wieder in die geräumigere Fahrzeughalle verlegt werden. Gäste konnten, bis auf sehr wenige Ausnahmen, nicht teilnehmen. Ausschließlich die Feuerwehr Uelzen tagte mit ausreichend Abstand zwischen den Tischen.
Corona war trotzdem ein zentrales Thema in 2022
Auch, wenn es zu Beginn des Jahres noch nicht danach aussah, konnten bereits Ende Mai 2022 die Ausbildungsdienste wieder aufgenommen werden. Bis dato mussten diese entweder komplett ausfallen oder konnten nur in kleinen Gruppen durchgeführt werden. Nach einer Lockerung der pandemiebedingten Maßnahmen fand der reguläre Dienstabend wieder im 14-tägigen Rhythmus für die gesamte Wehr statt. Dringend nötig, denn als Feuerwehrmitglied müsse man sich ständig weiterbilden, meint Seidel.
Damit sollten die guten Nachrichten in 2022 allerdings nicht enden, sodass am 1. April die Kinderfeuerwehr Uelzen gegründet werden konnte. Geleitet wird die Gruppe von Dennis Schulz und Björn Wolff, Unterstützung erfahren die beiden durch mehrere Betreuerinnen. Sorge um genügen Nachwuchs müsse man allerdings nicht haben, denn die Kinderfeuerwehr ist so stark nachgefragt, dass es schon eine Warteliste für neue Mitglieder gäben müsse.
Darüber hinaus berichtet Seidel, dass sich viele Kameradinnen und Kameraden der Uelzener Wehr als Ausbilderinnen und Ausbilder auf Stadt- und Landkreisebene engagieren. Auch die Planungen für einen Ergänzungsbau auf dem Gelände an den Bartholomäiwiesen schreiten weiter voran und auch die neue Bekleidung für die Atemschutzgeräteträgerinnen und Atemschutzgeräteträger soll zeitnah ausgeschrieben werden. Ebenfalls befindet sich aktuell ein Fahrzeug für die Einsatzstellenhygiene in Konzeption, um den gestiegenen Anforderungen der Hygiene, speziell nach Brandeinsätzen gerecht zu werden.
Mit 321 Einsätzen auf „vor-Corona-Niveau“
321 Mal im Einsatz, um Menschen zu retten, Brände zu löschen, Hilfe zu leisten oder um Sachwerte zu schützen. Davon führten 197 Alarmierungen zu Brandeinsätzen. 80 dieser Einsätze sind auf ausgelöste Brandmeldeanlagen zurückzuführen. Wiederum 78 Auslösungen davon waren Fehl- oder Falschalarme. Des Weiteren galt es bei 123 technischen Einsätzen Hilfe zu leisten. Hier reichte das Spektrum von der Ölspur über diverse, zum Teil sehr schweren Verkehrsunfällen bis hin zu Gefahrguteinsätzen.
Alleine im Februar wurden während der schweren Stürme 43 Einsatzstellen durch – oder mit der Feuerwehr Uelzen abgearbeitet. Über drei Tage hinweg galt es immer wieder zu umgestürzten Bäumen, abgedeckten Dächern oder anderen Gefahrenstellen auszurücken. Besonders kräftezehrend war der Abend und die Nacht vom 18. Februar. Hier hatten die Stürme ihr Hoch erreicht und nahezu minütlich für Einsätze gesorgt.
Besonders blieb Seidel der Einsatz Nummer 100 im Gedächtnis. In Veerßen kam es zu einem Brand in einer, zu Wohneinheiten umgebauten Scheune, welcher sich schnell zu einem Vollbrand entwickelt hatte. Der schnelle und schlagfertige Einsatz unzähliger Einsatzkräfte hatte ein weiteres Ausbreiten auf ein direkt angrenzendes Wohnhaus verhindern können.
Selbst über mehrere Stunden vor Ort war Seidel bei einem außergewöhnlichen Brandeinsatz in Bad Bodenteich am 19. November. Ein Veranstaltungsgebäude brannte weit über 12 Stunden in einer beeindruckenden Intensität. „Ziemlich kalt war es; das Löschwasser ist auf dem Vorplatz schon gefroren und auch die Geräte waren mit Eis überzogen“, erinnert sich Seidel.
„Oft geht es bei uns nur um Sekunden“, leitet er ein, als er über einen Einsatz vom 1. Dezember am Emsberg berichtet. In einer Wohnung brach ein Feuer aus, infolgedessen auch der Treppenraum stark verraucht wurde. Im Rahmen dieses Einsatzes wurden vier Personen mit Fluchthauben über das Treppenhaus gerettet, weitere vier Personen über die neue Drehleiter von außen.
Eine neue „große“ Drehleiter
Die neue Drehleiter ist am 20. Oktober in Uelzen angekommen. Seidel stellte im Saal kurz die Eckdaten des Fahrzeugs und des Aufbaus vor und dankte dem Feuerwehrausschuss und Volker Leddin, Leiter des Uelzener Ordnungsamtes, für ihre Arbeit im Rahmen der Ausschreibung und der Beschaffung des Fahrzeugs. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung wurde die Drehleiter in der Fahrzeughalle zuerst von Volker Leddin an den Stadtbrandmeister Jens Kötke, dann an Reiner Seidel als Ortsbrandmeister der Schwerpunktfeuerwehr übergeben.
Während der Übergabe unterstrichen alle drei noch einmal den Einsatzwert des Fahrzeuges, anhand der vergangenen Einsätze. Schon vor der offiziellen Übergabe wurde die DL(A)K23/12 bei mehreren Bränden dafür eingesetzt, Menschen aus teils lebensgefährlichen Situationen zu retten. Möglich ist sowas nur durch durchdachte Fahrzeugkonzepte und hervorragend ausgebildetes Personal, waren sich am Ende alle drei einig.
Ehrungen sowie Beförderungen
Die erste Beförderung innerhalb der niedersächsischen Feuerwehr ist gar keine Beförderung, sondern vielmehr eine Ernennung. Nach einem Jahr Dienstzeit, sowie der erfolgreichen Teilnahme am Truppmann Teil 1-Lehrgang konnte der Feuerwehrmann-Anwärter Jean Daniel Arndt zum Feuerwehrmann ernannt werden.
Anschließend folgten dann die Beförderungen. So wurde zum einen der Feuerwehrmann Stefan Gregor (krankheitsbedingt abwesend) zum Oberfeuerwehrmann, Max Steinmann vom Hauptfeuerwehrmann zum Löschmeister befördert. Weitere Beförderungen folgten an diesem Abend nicht.
Allerdings konnte sich Ann-Kathrin Kehe über die Ehrung für 25 Jahre Dienstzeit in der Feuerwehr freuen. Jürgen Kaune folgte mit dem 40-jährigen Jubiläum. Über die Auszeichnung für 50 Jahre Dienstzeit freuten sich Peter Damschen, Peter Ottens, Bernd Fehlhaber, Wolfgang Heinz und Hans-Jürgen Hildebrandt.
Personelles
Das Amt als Gruppenführer der 4. Gruppe wurde durch Patrick Kirschbauer, sowie Niels Naumburger als sein Stellvertreter nachbesetzt. Außerdem gab Jürgen Kaune nach 12 Jahren sein Amt als stellvertretender Ortsbrandmeister ab. Auf ihn folgte der bisherige Zugführer vom 3. Zug, Oliver Hanisch. Die dadurch entstandene Lücke im 3. Zug wurde durch Sebastian Stark als neuen Zugführer geschlossen.
Ohne Hilfe und Rückhalt geht es nicht
Reiner Seidel bedankte sich am Ende der Versammlung bei den Kameradinnen und Kameraden für ihren Einsatz, bei der Politik für ihre stetige Unterstützung. Ebenso dankte er den Partnerinnen und Partnern der Kameradinnen und Kameraden und deren Arbeitgebern. Ohne diesen gesamthaften starken Rückhalt wäre vieles in der Aus- und Fortbildung sowie im Einsatzdienst nicht so unkompliziert möglich.
Seidel schloss daraufhin die 156. Jahreshauptversammlung, im gewohnten Ambiente auf dem Martin-Waltje-Saal um 23.01 Uhr.